Stadt der tausend Segel“ trägt Auckland seinen Beinamen, die Maori nennen sie auch noch „Tamaki Makaurau“ oder „Akarana“. Sie liegt an der schmalsten Stelle der Nordinsel und ist zudem mit 1,4 Mio. Einwohnern die größte Stadt des Landes. Trotzdem wurde sie nicht als Hauptstadt erkoren. Die liegt am südlichen Ende der Nordinsel und heißt „Wellington“. Auckland ist auch im internationalen Vergleich eine Weltmetropole und ziemlich „busy“. Die großen Konzerne Neuseelands sitzen alle in Auckland. Und wenn man als Europäer Neuseeland bereisen möchte landet man nicht in Wellington, sondern in Auckland oder in Christchurch auf der Südinsel. Wie auch immer. Für mich war Auckland Ankunfts- als auch Abflugdestination. Von hier begann ich meinen Neuseelandtrip entlang der Nordwestküste mit dem wunderschönen Vulkan „Taranaki“ in Richtung Süden, über die oftmals stürmische „Cook Straight“, durch die Täler und über manchen Gipfel der Südalpen. Sie Südostküste führte mich wieder zurück nach Auckland. Fast acht Wochen war ich unterwegs und wartete nunmehr in – mein Sohn würde sagen: dieser „megageilen City“ - auf meinen Rückflug nach Europa. Drei Tage hatte ich noch Zeit die Großstadt zu erkunden: das reichte für viel Spaß und tolle Panoramen. Auckland ist ein multikultureller Hexenkessel und der Maoriname „Tamaki Makaurau“, was so viel heißt wie „junge Schönheit mit 100 Liebhabern“ hat durchaus seine Berechtigung. Obwohl, ein wenig übertrieben ist das schon, denn Auckland hat nicht 100 Liebhaber, sondern „lediglich“ 53! Denn 53 inaktive Vulkane prägen das Landschaftsbild, zwischen denen sich die Großstadt erstreckt. Sie sorgen
Schnee, Schnee, Schnee und nochmals Schnee. Ich wohne in einem der schönsten Flecken der Welt, im Salzkammergut - dort wo andere auf Urlaub hinfahren. Aber derzeit versinken wir in Schnee. Das mag lustig sein für Kinder und meinen Hund, die in der weißen Pracht herumtollen und ihren Spaß haben. Aber für Diejenigen, die beinahe 24 Stunden am Tag im Räumungsdienst mit dem Schneepflug oder den Schaufeln unterwegs sind, ist das mehr als anstrengend. Und für uns Fotografen? Die Fotomotive sind zwar in ein prachtvolles weißes Kleid gehüllt, ab was soll´s, wenn man sie nicht erreichen kann?! Wenn du zu deinem Wintermotiv willst, musst du stundenlang bis zum Bauch im Schnee stapfen, kriechen, puddeln, wühlen - man kann da sehr erfinderisch in der Art der Fortbewegung werden. Nein, bei so viel Schneetreiben, bei starken Windböen, Verwehungen, ohne Sicht, ohne Licht und ohne Motivation bietet selbst dem eingefleischten Fotografen sein Hobby nur bedingt Spaß. Darum möchte ich mit dem heutigen Panorama Wärme, bunte Farben und Sonnenschein auf den Bildschirm bringen. Gemacht habe ich es im April des Vorjahres in Keukenhof, in den Niederlanden. Dort erfreuen in einem wahren Blütenrausch Tulpen- und Hyazinthenfelder bis zum Horizont das menschliche Auge und die Kameraobjektive. Neben
den Feldern gibt es auch einen wunderschön angelegten Park mit unzähligen Tulpen- und anderen Blumenarten. Es duftet – wir würden wohl sagen nach Maiglöckchen – aber nein, es sind die Hyazinthen die einen sinnenbetäubenden Geruch über die Landschaft Hollands tragen. Ihn kann man mit der Kamera natürlich nicht einfangen, aber immer wenn ich die Bilder aus Keukenhof ansehe, regen sie meine Geruchssensoren an. Beim Fotografieren musste ich sehr viel Geduld aufbringen, denn es war nicht einfach bei den vielen Besuchern aus aller Welt, brauchbares Bildmaterial zu erarbeiten. Immer wenn ich dachte jetzt kann ich abdrücken, stand wieder ein Japaner im Weg. Trotzdem – diese Farben, die Arrangements der Blumenbeete, in Kombination mit dem schäfchenwolkendurchsetzten Himmel und dem zarten Grün der wiederbelebten Zweige – ein unwiderstehlicher Kitsch, Rosamunde Pilcher in den Niederlanden. Aber wer sagt, dass Kitsch nicht schön und fotogen ist? Und wer bestimmt war Kitsch ist und was nicht? Für mich ist Kitsch die Sinnenwahrnehmung Derjenigen, die Schönheit nicht wahrhaben wollen oder können. Und so habe ich mich nach einer Woche wieder auf den langen Weg durch Deutschland nach Hause gemacht, mit einem Koffer voller Kitsch.
Wer schon einmal in Schottland war, darüber gelesen, Videos gesehen oder Vorträge besucht hat, der weiß, dass sich das Wetter dort nicht immer als eitel Sonnenschein erweist. Manchmal schüttet es in Strömen, manchmal nieselt es lediglich und manchmal gibt es diesen berühmten schottischen Sprühregen. Dieser besteht aus winzigsten Wassertröpfchen die hin und wieder vom Wind getrieben werden. Das ist gar nicht so unangenehm wie es sich vielleicht anhören mag und hat auch einen Vorteil. Die Milliarden Stechmücken die sich in den Monaten Juli und August besonders wohlfühlen, mögen diesen Wind überhaupt nicht und lassen von ihrem Blutrausch gegenüber Mensch und Tier ab.
Ich persönlich empfinde das beschriebene Wetter noch aus einem anderen Grunde als äußerst sympathisch. Die Farben der Landschaft nehmen einen ganz besonderen Charakter an. Sie sind zurückhaltender, aber trotzdem attraktiv. Die Motive wirken mystischer, distanzierter und laden zu besonderen Bildkompositionen ein. Dabei muss man bei der Arbeit nicht einmal Angst haben, bis auf die Haut durchnässt zu werden. Ich bin stundenlang in entsprechender Kleidung gewandert, habe jeden Schritt genossen und beeindruckende Aufnahmen gemacht. Aber nicht so beim gezeigten Panorama! Ich fuhr mit meinem Mietwagen irgendwo in den Highlands auf der Suche nach guten Motiven und
lohnenden Wanderpfaden. Kurz vorher wüttete ein heftiger Guss, der sich nunmehr in diesen Sprühregen wandelte. Gleichzeitig zeigte sich durch einen tiefstehenden Wolkenriss die Sonne, die sich anschickte hinter den Horizont zu verschwinden, denn der Nachmittag glitt in den Abend hinein. Das Licht war diffus aber äußerst reizvoll und interessant. Plötzlich zeichnete sich auf der rechten Seite ein Regenbogen am Horizont. Nun hatte ich zwar eine gute Stimmung aber kein Motiv. In einiger Entfernung bemerkte ich auf einem Hügel eine alte Ruine. Diese bot sich zwar als Motiv an, die Distanz zu ihr war aber doch erheblich. Ein Blick auf den Wolkenriss zeigte mir, dass ich nicht allzu viel Zeit hatte bis sich entweder der Wolkenbruch schloss oder die Sonne unter ihm verschwand. Aber wenn ich etwas schneller fuhr und dann schnell arbeitete, konnte es sich ausgehen. Also fuhr ich ein bisschen schneller - ich sage allerdings hier nicht wie schnell, ... ein wenig halt - fand dann eine geeignete Stelle um den Wagen von der Straße zu bewegen, stellte in Windeseile mein Stativ auf, montierte die Lichtbildmaschine und schoss ein Panorama nach dem anderen. Schon die Überprüfung auf dem Display zeigte mir, dass die Bilder sehr stimmungsvoll werden würden. Es hatt sich halt wieder einmal das alte Sprichwort bewahrheitet: „Es gibt kein schlechtes Wetter sondern nur unpassende Kleidung“.
auch dafür, dass es – obwohl durch die Meerenge eine gewisse Platznot herrscht – genügend Grünflächen gibt. So zählt Auckland zu den lebenswertesten Städten der Welt. In der Rangliste der Städte mit der höchsten Lebensqualität weltweit belegte Auckland im Jahre 2018 immerhin den dritten Platz. Der Beiname „Stadt der tausend Segel“ ließ mich nicht mehr los, seitdem ich als Jugendlicher ein Foto mit hunderten Segelbooten und hohen Häusern im Hintergrund gesehen hatte. Das war irgendwann in den Sechzigern. Darunter stand zu lesen: „Auckland – Stadt der tausend Segel“. Damals wusste ich nicht wo dieses Auckland lag, noch interessierte es mich sonderlich – aber das Bild gefiel mir. In dieser Sturm- und Drangzeit galt meine Vorliebe in erster Linie Partys und Mädchen. Erst ein paar Jahrzehnte später, als ich meine erste Neuseelandreise plante, fiel mir das Foto wieder ein. Also suchte ich jetzt den ungefähren Standort, den der damalige Fotograf eingenommen haben musste. Nach längerem Suchen hatte ich ihn auch gefunden, nur aus den hunderten Segelbooten waren tausende geworden und aus den paar hohen Häusern im Hintergrund, himmelstürmende Wolkenkratzer mit dem alles überragenden Sky-Tower. Auckland trägt seinen Beinamen völlig zu Recht. Segeln ist der Volkssport der hier ansässigen Neuseeländer. Wenn das Wetter passt, tanzen tausende bunte Tupfen auf den Wellen des Pazifiks. Am Abend schaukeln sie dann in der riesigen Marina und bilden zusammen mit den Hochhäusern eine traumhafte Kulisse. Man braucht nur ein wenig Geduld, bis das Licht passt, den Rest macht die Kamera. Der Fotograf darf genießen.
Für meine Global-Vision „Nordland – 12.000 km durch Schweden, Finnland, Norwegen und Island“ unternahm ich mit umfangreichem Kamera-Equipment mehr als ein halbes Dutzend, teils sechs bis achtwöchige Skandinavien-Reisen. Für mich war das damals eine große Herausforderung, denn es sollte meine erste digitale Produktion werden. Vorher hatte ich mehr als drei Jahrzehnte zuerst im Kleibildformat und später im 4,5x6 cm, 6x6 cm und 6x18 cm Mittelformat fotografiert und professionell mit neun Mittelformatprojektoren projiziert. Ich hatte also von analog auf digital umgerüstet, was nicht nur einen intensiven Lernprozess, sondern auch eine gehörige Investition erforderte. Zu sehr war ich in die großformatigen Dias verliebt, mit ihren noch bis heute unerreichten natürlichen Farbabstufungen. Wenn sie da so vor mir auf dem großen Leuchtpult lagen, schlug mein Fotografenherz höher. Also war ich wohl einer der letzten Vortragsreferenten die den digitalen Weg mit Wehmut beschritten. Aber was soll´s, die Entwicklung und die Zeit bleiben nicht stehen. Vollgepackt mit allerlei Foto-Krims-Krams fuhr ich mit meinem damaligen Mercedes Vito in Richtung Norden. Mit an Bord waren meine Frau Doris und mein damals 9-jähriger Sohn Sascha.
Irgendwo auf einem Campingplatz in Südschweden schlugen wir das Zelt auf. Schon bei der Anfahrt hatte ich einige lohnende Motive entdeckt. Aber das Licht war viel zu steil und zu hart. Nachdem das Zelt stand, und mittlerweile das Licht etwas wärmer geworden war, fuhr ich nochmals los zu den vorher entdeckten Motiven. Doris und Sascha wollten nicht mitkommen, sondern sich am Strand vergnügen. Das hier gezeigte Panorama gefiel mir
ganz gut. Der sich in das Land ziehende Kanal mit den Booten und den am Ufer liegenden skandinavischen Häusern waren äußerst attraktiv. Also stellte ich mein Gitzo-Stativ auf und montierte meine brandneue Sony Alpha 900 darauf. Die damals sensationellen 24 Megapixel des Sensors und das Zeiss Objektiv sollten eigentlich qualitativ hochwertige Bilder garantieren. Ich schaltet die ‚Knipse‘ ein, sah durch den Sucher, aber …. es blieb zappenduster. Was war jetzt wieder los? Ganz einfach, der Akku war leer. Es stellte sich allerdings heraus, dass dies beim Reserve-Akku auch so war, genauso wie beim Reserve-Reserve-Akku. Wie war das noch mit dem Lernprozess? Die Worte die mir dann über die Lippen rutschten, möchte ich hier nicht wiedergeben. Da hatte ich ein schönes Motiv, aber keine Kamera. Sowas wäre mir analog NIE passiert, behauptete ich einfach mal so. Da fiel mir ein: irgendwo im Wagen hatte ich noch eine Minolta Dynax 7D vergraben. Sie wurde nur deswegen mitgenommen, weil mein Sohn damit fotografieren wollte. Sechs Megapixel, aber was soll´s, besser als gar nichts.
Zurück beim Campingplatz gab es Aufregung pur. Mein Sohn war in einem unbeobachteten Augenblick ausgebüchst. Meine Frau suchte ihn verzweifelt und hat ihn schließlich irgendwo friedlich beim Vögelfüttern gefunden. Natürlich machte ich ihm Vorhaltungen. Da sagte er trocken: „Aber Papa, das machst du doch auch!“ „Was mache ich?“ „Na die Welt entdecken!“ Was sollte ich jetzt noch sagen?
Wir schreiben das Jahr 1993 und ich durchstreife Zeit und Raum und die unendlichen Weiten Amerikas. Na ja ganz so viele Zuseher wie bei Captain Kirk waren es nicht, aber trotzdem - ich konnte viele tausende Besucher mit meiner darauffolgenden GLOBAL-VISION begeistern. Die Hauptdarsteller: mein treuer Reisegefährte Peter und ich.
Wir starteten mit unserem Jeep Cherokee in Anchorage in Alaska, fuhren hoch bis nach Fairbanks - selbstverständlich nahmen wir da den Denali-Nationalpark mit seinem 6190 Meter hohen Mount McKinley mit - und dann wieder zurück Richtung Süden bis nach Valdez. Die Landschaft war atemberaubend: Die schlanken Fichten des Chugach-National-Forest, die eisbedeckten Gipfel des Wrangell-St.-Elias-Nationalparks und schließlich die mächtige Zunge des Columbia Gletschers. Weiter ging es rüber nach Kanada ins Yukon-Territory bis nach Dawson-City. Dort versuchten wir uns im Goldwaschen am Klondike-River. Das einzige Gold was wir gefunden haben, war jenes in der Zahnfüllung von Peter. Jetzt wurde es allerdings wirklich einsam. Denn der Highway führte über 2929 Kilometer durch endlose Wälder .... Wälder, Wälder, Wälder Wälder, ach ja und Staub und Matsch. War es trocken, wurden wir eingepudert, regnete es, erhielten wir eine Schlammpackung. Der Highway war damals noch nicht asphaltiert und schwierig zu befahren, speziell nach heftigen Niederschlägen. Letztendlich hatten wir die Grenze zu den USA erreicht, nur ... die Grenzbeamten machten uns Schwierigkeiten. So wie wir aussahen, war das auch nicht verwunderlich. Dreckig, bärtig, stinkig, die Haare standen zuberge, weil sie verkrustet waren, beim Auto erkannte man kaum mehr die Farbe .... kurzum, wilder als die wildesten Junkies. Die Folge davon war, dass sie - wahrscheinlich auf der Suche nach Unerlaubtem -
beinahe unseren Jeep zerlegten. Letztlich hatten wir´s doch in ein Hotel in Seattle geschafft um uns zu „zivilisieren“.
Schon nächsten Tag ging die Tour weiter zum Yellowstone-Nationalpark, Salt Lake City, Grand Staircase-Escalante National Monument und Grand Canyon. Am Bryce Canyon entstand dann dieses Panorama, wobei ich eine nette Geschichte erlebte. Zufällig traf ich dort den bekannten Kameramann Gogol Lobmayr. Zuerst fiel mir allerdings seine monströse Kamera auf, eine ARRI 72 mm Filmkamera. Nun mit meiner schweren 6x6 Mittelformatkamera Zenza Bronica fiel ich unter den Fotografen ebenfalls aus den Rahmen. Und so kamen wir ins Gespräch. Ich erzählte ihm von meinem Vorhaben und er erzählte mir, dass er in der ganzen Welt unterwegs sei um eine Natur-Dokumentation zu drehen. Sie sollte den Namen „Faszination Natur“ erhalten. Ganz ohne Kommentar nur mit Musik sollten seine Bilder die Natur den Menschen näher bringen. Zwei Jahre später konnte ich seine Produktion auf DVD bewundern. Es war kein Film im herkömmlichen Sinn, es war ein Kunstwerk. Ich empfehle hier wirklich jedem, sich das Werk von Gogol anzusehen, ich garantiere für Faszination. Es folgte dann noch Teil II und Teil III. Ich habe alle Teile als DVD und Bluray-Disc und schaue mir sie immer wieder gerne an. Später trafen wir uns dann noch einmal im Antelope-Canyon.
Unsere Exkursion führte uns noch durch viele Nationalparks, durch das Death-Valley und letztendlich zur Final-Destination San Francisco. Eine Reise an die ich heute noch gerne mit Wehmut zurückdenke, aber das war damals einfach eine andere Zeit und eine andere Welt.

Für meine GLOBAL-VISION „Mit dem Motorrad durch Europa“ habe ich heuer im August die dritte Bikertour angetreten. Sie führte mich in die slowakische Hohe Tatra, in die ungarische Puszta, durch Rumänien bis zum Donaudelta und dem schwarzen Meer. Dann ging´s wieder zurück über Serbien, die Plitvicer Seen in Kroatien und Slowenien ins heimatliche Salzkammergut. Insgesamt habe ich 4900 Kilometer zurückgelegt. Die Tour war unglaublich spannend und fotografisch verlockend - aber auch sehr anstrengend. Bis zu sechs Stunden am Tag Motorradfahren, hin und wieder auch mehr, heißt höchste Konzentration und vor allem - für die anderen Verkehrsteilnehmer mitdenken. Rumänische Autofahrer gelten zurecht als die schlechtesten in Europa. Manche sind besonders rücksichtlos, manche fahren als gäbe es keine Verkehrsregeln und manche könnens einfach nicht. Aber es wird zunehmend besser. Die Meisten - nicht alle - halten sich bereits an Geschwindigkeitsbeschränkungen und beachten Vorrangregeln. Am Zielort sowieso schon etwas geschlaucht angekommen, muss ich mich aus dem ‘Gwandl’ schälen, das Gepäck von der Maschine runterschnallen, das Zelt aufstellen, die Matratze aufblasen, den Schlafsack ausbreiten, dann noch was zum Essen zubereiten. Tagsüber habe ich dafür keine Zeit, da heißt es fahren, wandern, fotografieren. Bevor ich mich dann auf die Matratze schmeiße, muss noch das Bike überprüfen, die Karte studieren, die Route festgelegen und sonst noch alles mögliche googeln, was eben für den nächsten Tag wichtig sein könnte.
Am Morgen aufgewacht - die umgekehrte Reihenfolge. Aber ich hab mir das ausgesucht, also zieh´ ich es durch - immerhin macht es Spaß. Nur beim Hineinkriechen und Hinauskrabbeln von der Stoffbehausung merke ich, dass ich keine 30 mehr bin. Ansonsten ... alles ‘paletti’.
Das Panorama mit der Rinderherde in der ungarischen Puszta habe ich nach einer dreistündigen Wanderung bei Sonnenuntergang aufgenommen. Eigentlich erwartete ich mehr Schafherden, aber ein Rinderzüchter erklärte mir, dass die Nachfrage nach hochqualitativem Rindfleisch groß sei und die Geschäfte damit lukrativer. Deswegen haben viele von Schaf- und Rinderzucht umgestellt. Die Puszta ist eine baumarme Steppe mit stark kontinentalem Klima. Sie entstand als Waldsteppe vor über 35.000 Jahren, verwandelte sich vor über 8000 Jahren allmählich in eine Grassteppe und breitet sich in den letzten 3000 Jahren durch menschliche Einwirkung als Sekundärsteppe aus, die nur noch als Viehweide genutzt werden kann. Trotzdem fehlt es nicht am notwendigen Wasser. Immer wieder trifft man auf kleine, teilweise auch künstlich angelegte Teiche und Seen. Die Entfernungen in der Puszta scheinen unendlich. Du siehst am Horizont einen Kirchturm, wanderst auf ihn zu und denkst nach einer Stunde ’... denn erreich´ ich nie!’ Aber das ist ja das spannende am Reisen: fremde Landschaften, fremde Kulturen, fremde Eindrücke.

Jetzt bin ich schon im jugendlichen Alter und habe noch nie den heimischen Erzberg gesehen, obwohl er nur 125 km von zu Hause entfernt liegt. Schon in der Schule haben wir über den Erzabbau und den steirischen Erzberg gelernt. Also schwang ich mich mit meiner Kamera auf das Motorrad und fuhr an einem schönen Augusttag los. Die Tour führte mich durch die herrlichen Landschaften des Ausseer-Landes und des „Nationalparks Gesäuse“. Links und rechts ragten die hohen Felswände entlang der Straße fest senkrecht empor. In der schmalen Schlucht war oftmals wirklich nur die Straße und der Fluss eingezwängt - ansonsten war da für nichts mehr Platz. Auch der Erzberg mit dem kleinen Städtchen Eisenerz liegt in einem engen Tal, erst im letzten Moment tauchte er vor dem Helmvisier auf. Wenn man ihn nur von Fernsehdokumentationen kennt, hat man eine gewisse Vorstellung von seinem Aussehen und von seiner Größe. Ich war überrascht, dass er wesentlich höher war als von mir angenommen. Das Gelände des Erzberges ist als Betriebsgelände gesperrt, nur ein interessantes Schaubergwerk kann besichtigt werden. Ich stellte mein Motorrad in der Altstadt ab und ging ein wenig spazieren, um mir die alte Architektur anzusehen. Die Stadt wirkte wie ausgestorben - keine Menschenseele bewegte sich in den Gassen. In der Periferie verfielen die Wohnhäuser, die Fassaden bröckelten großflächig ab. Es war Mittagszeit, die Türen von drei Gasthäusern bzw. Restaurants standen weit offen, aber keine Gäste waren zu sehen. Die Stadt wirkte einfach nur tot - irgendwie hitchkockmässig gespenstisch. Ich musste wissen was hier los ist - also Handy raus und auf
Wikipedia angeklopft - hier stand wirklich Interessantes. Tatsächlich: diese Stadt stirbt! Aufgrund des Erzabbaues zählte der Ort in den Sechzigerjahren noch knapp 13.000 Einwohner. Dann wurde in den 1980ern der Erzabbau eingestellt, die Menschen wanderten auf der Suche nach Arbeit ab und heute zählt die Stadt nurmehr 3900 Seelen. Darüber hinaus ist Eisenerz mit einem Bevölkerungsanteil von 40 % an über 65-jährigen Menschen die älteste Stadt Österreichs - in gewisser Weise erschreckend. Die einzige Bar des Ortes hat nur Freitags geöffnet. An den Wochentagen ist hier tote Hose.
Die Straße nach Leoben steigt jetzt steil an und windet sich die Bergwand hoch. Hohe Brücken überqueren die ansonsten unpassierbaren Stellen. Gleich hinter der ersten Serpentine liegt eine Würstelbude. An diesem Tag standen mindestens dreißig Motorräder davor. Ich gesellte mich dazu und weil gerade Mittagszeit war, gönnte ich mir eine Riesen-Käsekrainer mit Erdäpfelsalat (auf deutsch: Kartoffelsalat) und steirischen Apfelsaft. Alkoholische Getränke konsumiere ich weder beim Autofahren und erst recht nicht beim Motorradfahren.
Das Panorama habe ich von einer der hohen Brücken aufgenommen. Es ist wahrlich kein Wettbewerbs- oder Ausstellungsbild aber eine gute Dokumentation. Es zeigt im Hintergrund die unangetasteten majestätischen Gipfel der obersteirischen Berge und im Vordergrund die vom menschlichen Eingriff malträtierte Natur - welch gravierender Gegensatz.
Würde das Panorama keine Bildunterschrift tragen, würden viele Betrachter rätseln: wo wurde es aufgenommen? In Island, in Neuseeland, auf den Kanaren oder gar im Yellowstone-NP? Oder irgendwo entlang der Feuerringe, wo eben Lava und heißer Schlamm zu Tage treten? Seien Sie ehrlich - nur wenige werden sagen: „Das ist eindeutig in Rumänien!“ und “... das hat mit Vulkanismus nichts zu tun!“
Und tatsächlich - ein Vulkan ist eine geologische Struktur, die entsteht, wenn Magma bis an die Oberfläche aufsteigt und dort in verschiedenen Formen ausgeworfen wird. Deswegen ist auch die Bezeichnung „Schlammvulkane“ ein völlig falscher Begriff, denn in Berca wird weder Magma ausgespuckt noch werden andere glutflüssige oder feste Stoffe freigesetzt. Gasförmige allerdings schon! Schlammvulkane sind Erhebungen, die oft die Form eines Vulkanes aufweisen und an denen in mehr oder minder regelmäßgen Abständen Schlamm austritt, der auch Methan enthalten kann. Also eher eine kalte, denn eine heiße Angelegenheit und in Verbindung mit Luft auch eine explosive. Nun, wie entsteht eigentlich dieses faszinierende Phänomen. Schlammiges, tonreiches Sedimentgestein wird aufgrund seiner relativ geringen Dichte aus der Tiefe in Richtung Erdoberfläche gedrückt. Möglich ist das nur, wenn entsprechend viel Wasser, welches unter hohem Druck steht, für den notwendigen Schub sorgt und die Erdkruste an dieser Stelle schwächelt, also nicht so massiv ist, wie anderswo. Der Druck des Wassers und eine plötzliche Druckentlastung führt dazu, dass ein Schlammvulkan „ausbricht“.  Manchmal sehen sie tatsächlich aus wie kleine,
mehrere Meter hohe Vulkane, manchmal aber auch wie die in Island bekannten Solfatare, mit denen sie allerdings nichts gemeinsam haben. Übrigens: stinken tun die heißen Schlammtümpel in Island, wie auch die kalten in Berca - die einen wegen der schwefelhaltigen Dämpfe nach faulen Eiern, die anderen wegen des Methans und des ebenfalls vorkommenden Kohlenwasserstoffes nach Erdöl.
In der Nähe eines sehr einfachen aber durchaus reizvollen Campingplatzes befinden sich zwei dieser geologischen Vorkommnisse. Mein Motorrad und mein kleines Zelt habe ich auf diesem Campingplatz ‘gecampingplatzt’ und von dort verschiedene Erkundigungen durchgeführt. Kurz vor Sonnenuntergang gelang mir dann dieses Panorama. Geschossen habe ich es allerdings nicht mit meiner großen und schweren Sony-DSLR-Kamera, sondern mit der leichten, aber trotzdem sehr guten Sony Alpha 6000. Diese Kamera und eine leichtes Carbonstativ von Rollei verwende ich gerne für lange Wanderungen und Exkursionen, weil beide bei weitem meine malträtierte Wirbelsäule nicht so belasten wie eine schwere DSLR. Es gelangen mir aber auch noch viele andere Panoramen von ausbrechenden Schlammvulkanen und des faszinierenden Umlandes inmitten der Karpaten - wunderbares Material für meine neue GLOBAL-VISION „Mit dem Motorrad durch Europa“. Immer mehr staune ich, welche wunderbaren und wenig bekannten Naturschätze unsere Heimat - das alte Europa - verborgen hält.
Jedes Jahr besuche ich im Winter, nach heftigen Schneefällen das Gosau-Vordertal. Dieser kleine Flecken ist der Kältepol des Salzkammerguts. Die Tiefsttemperaturen können ohne weiteres an die -20 Celsius erreichen. Aber das ist die beste Fotozeit - sogar zu Mittag! Die Sonne steht nie hoch am Zenit, sondern steigt gerade mal für ein paar Stunden hinter den 2.000 Meter hohen Gipfeln des Gosaukamms empor. Die Eiskristalle auf der Schneedecke glitzern wie Millionen kleiner Diamanten. Die Farbtemperatur ist höher -
geschulte Fotografenaugen können sehen, dass der Schnee blau schimmert. Ein normaler Spaziergänger empfindet den Schnee als weiß, weil ihm sein Gehirn suggeriert, dass Schnee weiß zu sein hat. Früher war die Überraschung groß, wenn auf dem entwickelten Dia die Farben völlig verblaut waren, wo doch der Schnee bei der Aufnahme so schön weiß gestrahlt hat. Der AWB (‘Automatic White Balance’ = ‘automatischer Weißabgleich’) und der Kameracomputer bei modernen Digitalkameras sind sozusagen das Gehirn des Fotografen. Vereinfacht gesagt, misst er AWB die Tageslichttemperatur und der Computer korrigiert die Farben entsprechend, sodass der himmelblaureflektierende Schnee auf dem fertigen Bild dann tatsächlich wieder weiß erscheint. Fotografiert man in JPEG greift die Kamera noch tiefer in die Bildbearbeitung ein. Allerdings riskiert man dadurch einen Qualitätsverlust, weil das Bild beim Speichern entsprechend komprimiert wird. Die RAW-Fotografen profitieren in dieser Hinsicht, müssen aber dann am Computer das RAW-Bild entsprechend nachbearbeiten und die Farbtemperatur und die Farben möglicherweise manuell korrigieren.
Ich bin warm eingepackt in einer Daunenjacke, Lammfellstiefel und Gamaschen schützen mich vor Frost und tiefem Schnee. Es gibt nichts grauslicheres als kalte Füße. Meine Hündin July hat ebenfalls ein warmes Mäntelchen umgehüllt. Schneeschuhe schützen ihre Pfoten vor dem Wundlaufen auf den gefrorenen und deswegen scharfen Eiskristallen. Wir marschieren los, im und am Fotorucksack meine Sony DSLR, das Gitzo-Stativ und Schneeschuhe. Es knirscht unter den Sohlen und die eiskalte Luft brennt im Gesicht. Nach mehr als einer Stunde Stapferei im Tiefschnee erreichen wir eine Almhütte. Die Sonne steht schon wieder sehr tief, in nicht einmal einer Stunde wird sie hinter dem Gebirgskamm verschwinden. Ein perfektes Panorama. Schnell baue ich meine Arbeitsgeräte auf, messe sehr sorgfältig das Licht, stelle den Nodalpunkt ein und drücke sechsmal auf den Auslöser. Dann manchen wir uns auf den Rückweg. Es ist schon völlig dunkel, als wir beim Auto ankommen. Aus der Thermosflasche schenke ich mir heißen Tee ein, schlürfe ihn genüsslich und spüre die wärmende Wirkung. July zerbeißt schlemmerhaft ihre Leckerlis und trinkt lauwarmes Wasser, welches ich in der zweiten Thermoskanne mitgenommen hatte. Ich bin letzten Jahr noch zweimal ins Gosau-Vordertal gefahren, weil es dort zahlreiche Wintermotive gibt. Sollte es heuer Schnee geben, derweil sieht es ja nicht so aus, werde ich dieses kleine Fleckchen Erde wieder besuchen. July freut sich schon drauf.